Sachtextanalyse: „Restez cool!“ In dem Zeitungsartikel „Restez cool!- Frankophone Fremdsprachen Furchtsamkeit“ geschrieben von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz, veröffentlicht in der „Frankfurter Rundschau“ am 13.04.1994 geht es um das Gesetz, welches vom französischen Minister Jaques Toubon in Kraft gesetzt wurde und wie Frankreich zum Sprachwandel steht. Bei dem Artikel handelt es sich um einen provokativen ,argumentativen Sachtext, der einen polemischen Duktus besitzt und die Leser der „Frankfurter Rundschau“ ansprechen, informieren und unterhalten will.
Bereits die Überschrift „Restez cool!“ zeigt wie sehr Anglizismen in die französische Sprache eingegangen sind und durch die Alliteration „Frankophone Fremdsprachen Furchtsamkeit“ wird die sofortige Aufmerksamkeit des Lesers erreicht.
Auch die Einleitung des Textes wurde raffiniert von den Autoren bedacht. Sie spricht direkt den Leser an und es kommt zu einer direkten Provokation. „Deutsche! Kauft deutsche Bananen! Franzosen: Sprecht französisch!“. Mit diesen Sätzen möchten die Autoren zunächst die Aufmerksamkeit des Lesers erreichen und anschließend das Gesetz der Franzosen provozieren und lächerlich machen. Jeder weiß, dass es keine deutschen Bananen gibt und es ebenso unmöglich ist, dass Franzosen nur französisch sprechen.
Anschließend erwähnen die Autoren die Gründe, die Jaques Toubon persönlich habe, um das Gesetz durchzusetzen und stellen es so dar, als seien seine Alltagssituationen Auslöser für das Gesetz gewesen. Beispiele dafür wären das französisch-englische „bon weekend“ (Z.4) mit dem der Minister ins Wochenende verabschiedet würde und das „Sandwich“, welches bei seiner letzten „Gatt-Verhandlung“(Z.6) in seiner „besonders irritierten Kehle stecken geblieben“ sei. Schon in diesem kleinen Abschnitt wird die Abneigung gegenüber der Ministers deutlich. Die Autoren versuchen den Leser durch die stark polemische Sprache zu manipulieren und dazu benutzen die gezielt Beispiele aus dem Alltag, die jeder nachvollziehen kann und eine Sprache mit provokativen Ausdrücken.
Die Autoren sagen, dass er aufgrund dieser Alltagssituationen die „Challenge“(Z.8) angenommen habe, die fremdsprachlichen Begriffe aus der französischen Sprache zu entfernen. Dies lässt den Minister in einem schlechten Licht da stehen und auch das Gesetz scheint dem Leser als eher lächerlich, da Begriffe wie „Caddy“ und „Shuttle“ laut Jaques Toubon nicht mehr genannt werden sollten. Desweiteren benutzen die Autoren Elisabeth Edl und Wolfgang Matz ein Sprichwort, welches viel zu übertrieben für die dargestellte Situation ist. „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“ (Z.12) so beginnen die Autoren den zweiten Abschnitt und der ironische Unterton wird direkt im weiteren Verlauf des Textes deutlich. Jaques Toubon wird als „wackerer Don Quijote der Frankophonie“(Z. 12-13) bezeichnet, der den „Kampf“ (Z. 13) gegen die „englischen Windmühlen“ aufnehmen will. Don Quijote parodierte häufig Ritterromane und galt somit als Witzfigur. Auch der Begriff „Kampf“ (Z. 13) scheint in diesem Zusammenhang sehr übertrieben und zeigt die deutliche Abneigung und Unsympathie gegenüber den Minister. Mit den „englischen Windmühlenflügeln“ möchten die Autoren ausdrücken, dass die Anglizismen überall in der Sprache zu finden seien und ständig in Benutz seien, genau wie der Wind. Dieser befindet sich ebenso in der ganzen Atmosphäre und ohne ihn würden viele Organismen nicht funktionieren. Mit dieser bildlichen Darstellung möchten die Autoren zeigen wie unvorstellbar und unmöglich es ist die Anglizismen zu verbieten und wieder zeigen, dass es lächerlich und unmöglich ist, was Jaques Toubon mit seinem Gesetz durchsetzen will. Anschließend folgt ein Zitat von Jaques Toubon in der er die Situation mit „Gollem“ (Z.17) vergleicht, der es nicht möglich ist, „die Dinge zu benennen und damit Existenz zu verleihen“ (Z. 18 ff.), In diesem Zitat wird die Angst und das Unverständnis Jaques Toubons sichtbar.
Im nächsten Abschnitt zählen die Autoren die Gegenmaßnahmen von Jaques Toubon auf. Alle fremdsprachlichen Begriffe sollen entfernt werden und alles solle auf Französisch geschrieben werden, wie beispielsweise „Gebrauchsanweisungen“ (Z.22). Doch mit dem Sprichwort „So weit, so gut“ sagen die Autoren deutlich, dass es im weiteren Verlauf Probleme geben wird.
Diese Probleme und Schwierigkeiten der Umsetzung werden im nächsten Abschnitt (Z. 25-31) deutlich. Die Schwierigkeit liegt in der Wissenschaft, da bei Kongressen usw. französisch gesprochen werden soll, Dokumente in Französisch vorgelegt werden und Referate, die nicht in Französisch gehalten werden, müssen eine französische Zusammenfassung beinhalten. Bei einer „Zuwiderhandlung“ würde eine „Subvention“ folgen. (Z. 30 f)
Auch der französische Wissenschaftler Paul Germain von der Academie des Sciences sieht die Gesetzvorstellungen Jaques Toubons als schwierig umsetzbar und „lächerlich“ (Z.33). Mit der rhetorischen Frage und gleichzeitig dem Sprichwort „Ein Grund zur Heiterkeit?“ (Z.32) legen die Autoren eine gute Grundlage für Germains Kritik. Er sagt, dass ein Kolloquium ohne französische Wissenschaftler in Frankreich „keinen Sinn“ mache (Z. 34 f.) und es bei Durchbringung des Gesetzes keinen internationalen Kongress von Rang mehr geben würde. ( Z. 36 f) Anschließend sagen die Autoren, dass Jaques Toubon die Einwände egal seien, da die „anglo-amerikanische Gefahr“(Z.38) aufgehalten werden müsse. Danach folgt ein Zitat Toubons, das zeigt, dass jeder der eine Fremdsprachebenutze nicht unschuldig sei, da die Fremdsprache ein „Instrument der Herrschaft“ (Z. 41), eine „Kraft der Gleichmachung“(Z.39 f)und ein „Faktor des sozialen Anschlusses“ sei. Damit will er verdeutlichen, wenn Sprache nur verwendet würde um Reichtum zu erlangen oder gesellschaftliche Überlegenheit zu zeigen, so führe dies zum „Snobismus“. (Z. 43) Das witzige an diesem Zitat ist, dass das Wort „Snobismus“ einen englischen Ursprung hat und Edl und Matz damit zeigen wollen, dass selbst der Minister englische Begriffeverwendet und sein Gesetz immer mehr an Bedeutung und Aussagekraft verliert.
In den Zeilen 45-50 wird Frankreichs „Kolonialvergangenheit“ (Z.46) beschrieben und Jaques Toubon unterstellt er wisse wovon er rede, wenn er von einem Herrschaftsinstrument spreche.(Z.45ff) Denn auch heute wird die Sprache in gewissen Weltregionen noch zu diesen Zwecken eingesetzt. Auch in diesem Abschnitt lässt sich rauskristalisieren, dass kein positives Bild vom Minister in Augen der Autoren besteht und sie nicht begeistert von der französischen Politik sind.
Diese eigene Meinung wird aber bereits im weitere4n Textverlauf erläutert. Die Autoren sehen das Englische nicht als „Bereicherung der Sprache“ (Z. 53) und auch die Aussprache wird als negativ dargestellt. Dies geschieht, indem sie sagen, dass die Aussprache kein „Ohrenschmaus“ (Z. 52) ist. Auch der ironische Unterton zeigt sich mit den Worten „à la française“, welche auch wieder auf das Gesetz zurückzuführen sind.
Der eigene „Kampf“ (Z.55), so die Autoren, sollten dem „Reduktions- und Abkürzungsvirus“ (Z.55-60) gelten. Mit dem Begriff „Virus“ machen die Autoren direkt deutlich, dass es sich um etwas negatives handelt, dass bereits im Umlauf ist. Anschließend geben sie einige Beispiele wie „restau“ (Z.57) und „apparte“ ( Z.57). Mit dem Satzbeginn „Wahrscheinlich […]“ (Z. 61) stellen die Autoren die Vermutung auf, dass sich die französische Sprache bis zum vollkommenden Verschwinden abkürzen wird .Damit wollen die Autoren die Leser zum Nachdenken bringen und die Franzosen kritisieren.
Doch mit der Vermutung sind sich die Autoren auch nicht mehr sicher, da sie bereis in Zeile 64 ff andeuten, dass die ganze „Angelegenheit vielleicht auf unfranzösische Art und Weise gelöst werden könne“. Hierbei vergleichen sie die „Angelegenheit“ mit dem Anti-Tabak-Gesetz und stellen mit ihrer Metapher ([…] das nach kurzem Wirbel in den verrauchten Winkeln der Bistros den Schlaf der Gerechten schläft“) dar, dass es wahrscheinlich unnötig ist sich Gedanken und Sorgen über den Sprachverlust zu machen.
An alle „Besorgten“(Z. 68) bleibt den Autoren am Ende des Textes nur „Restez cool!“ (Z.69) zu sagen, welches eine Wiederholung der Überschrift und wiederrum sehr polemisch und provokant ist.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Text sehr ironisch, manipulativ und provokativ ist. Die Autoren geben viele Alltagsbeispiele und der Text ist im Groben leicht zu verstehen. Dennoch ist ein gewisses Vorwissen wichtig, um die Ironie und Provokation zu verstehen. (Beispiel: Don Quijote)
Beeinhaltet ein paar sehr Interessante Ansätze, ist aber leider in einigen Teilen sprachlich und inhaltlich falsch. Ein Beispiel: Sie schrieben, "Bei einer „Zuwiderhandlung“ würde eine „Subvention“ folgen. (Z. 30 f)", eine Subvention ist nun wirklich keine nagative Konsequenz, zumal es im Text hieß: "Bei Zuwiderhandlung streicht Jaques Touibon erbamungslos jedwede Subvention". Damit ist genau das Gegenteil gemeint. http://www.duden.de/rechtschreibung/Subvention MfG